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RSP-Karneval / Western in anderen Genres [August 2017]
« am: 01. August 2017, 08:59:43 »
Der Karneval der Rollenspiel-Blogs für den Monat August hat das Thema "Western in anderen Genres".
Hier geht es zum Startbeitrag:
https://zornhau.rsp-blogs.de/2017/08/01/karneval-der-rollenspiel-blogs-western-in-anderen-genres/
WESTERN - mit Abstand mein Lieblingsgenre. Film, Serie, Roman, Comics - und natürlich Rollenspiele, ich bin immer für Western zu haben. Das geht natürlich nicht jedem so. Viele halten Western für ein wenig interessantes oder gar "veraltetes" oder "zu beschränktes" Genre. - Das sehe ich nicht so. Western ist auch oft da drin, wo nicht "Western" draufsteht.
In diesem Karneval der Rollenspiel-Blogs im August 2017 geht es darum mal einen Blick auf Western in anderen Genres zu werfen.
WESTERN IN ANDEREN GENRES
Was ist denn Western überhaupt?
Genau das möchte ich hier im Eingangsbeitrag zum aktuellen Karneval nicht auswalzen. Jeder weiß doch, was Western ist (zumindest aus der jeweiligen persönlichen Sicht). Wer sich gar nichts darunter vorstellen kann, dem möchte ich hier die naheliegendsten Überblicksinformationen zu Westernromanen und Westernfilmen kurz verlinken. Wem das Lesen schwerfällt, der kann in diesem Video in weniger als 15 Minuten einen Überblick erhalten, oder, bei mehr Zeit, in einem etwas längeren Vortragsvideo in zwei Teilen (Teil 1 und Teil 2) ein wenig mehr erfahren.
Im Deutschen ist natürlich in puncto Geschichten im alten Westen Nordamerikas Karl May nicht wegzudenken, auch wenn man hier kaum typische Western-Versatzstücke vorfindet. Der Schauplatz ist zwar Nordamerika, aber die Geschichten sind nur grenzwertig als Western einzustufen.
Ganz anders die immer noch produzierten Heftromane unterschiedlicher Reihen wie Lassiter, Winchester, usw. Diese stehen sogar direkt in der Tradition alter "Dime-Novels" des ausgehenden 19. Jahrhunderts, die noch lange vor den Western-Filmen die Vorstellung des WILDEN Westens geprägt hatten. Reißerisch, gewalttätig, aktionsreich und schnell auf den Punkt kommend. Diese Heftroman-Tradition ist meinem Eindruck nach besonders ergiebig für rollenspielerische Umsetzung (das wäre aber ein eigenes Thema wert).
Den besten Eindruck, was Western denn nun wirklich ist, bekommt man natürlich, indem man Western-Filme und -Serien schaut, Western-Romane und -Comics liest, und dann auch mal SELBST Western-Rollenspiele SPIELT. (Bei Lust auf Hangout-Runden - nicht nur Western-Rollenspiele - einfach bei mir via Google+ oder hiesige Kommentarfunktion melden.)
Western im Rollenspiel
Es gibt wirklich viele Western-Rollenspiele, und jedes Jahr kommen - zumindest in der sehr publikationsfreudigen Kickstarter-Ära - noch weitere hinzu. Diese Western-Rollenspiele gibt es von extremst simulativen, klein-klein-orientierten Ansätzen wie in Aces&Eights über "mittel-komplexe" Systeme wie Deadlands Classic hin zu leichtgewichtigen wie Coyote Trail oder Wild West Cinema. Natürlich für die Old-Schooler alte Boot-Hill-Ausgaben und moderne Varianten. Und für die "Hippie"-Rollenspieler auch narrativ(er)e Spiele wie Dogs in the Vineyard, Dust Devils usw.
Dabei gibt es Western-Rollenspiele mit eher historischem Ansatz, ohne übernatürliche oder sonstige "Zusätze", manche dafür aber mit cinematisch überhöhter Charakterkompetenz und Ausrichtung auf die Präsentation des Western "wie im Film". Und natürlich gibt es Western-Rollenspiele mit "Extras" wie Aliens, Steampunk, Magie, Monstern, oder allem davon. Bei letzteren ist jedoch immer noch der Western, sind immer noch die Western-Versatzstücke dominierend, so daß diese Rollenspiele als WESTERN-Rollenspiele ankommen.
Western-Rollenspiele sind zwar eine Nische, aber keine verschwindend kleine. Auch nicht im deutschsprachigen Raum. Eigenständige deutsche Western-Rollenspiele tauchen ab und an mal auf, wie etwa Far West in den Neunzigern, das leider grauenvolle "Brüderkrieg", das rollenspielerische Äquivalent zu Ebola "Doomstone", oder jüngst Old Slayerhand (die sehr gelungene Karl-May-Western-Adaption für das DungeonSlayers-Regelsystem). Und auch deutsche Übersetzungen von Western-Rollenspielen wie Deadlands Classic (wurde vor gut 20 Jahren erstmals auf Deutsch herausgebracht) oder das aktuell in der Crowdfuning-Abwicklung befindliche Deadlands: Reloaded (für das Savage-Worlds-Regelsystem).
Western in anderen Genres
Western-Genremischungen sind im Film, in Serien, in Comics usw. schon lange etabliert. (Siehe auch die obigen Videos.) So gibt es mit Cowboys & Aliens eine Webcomic-Reihe, die dann in einen Spielfilm mündete und Aliens in ein mehr oder weniger "normales" Setting wirft. Mit Wild Wild West, der Serie und auch dem (leider nicht guten) Film, gab es ja reichlich anachronistische Technik-Gadgets in einem Wild-West-Agenten-Umfeld. - Das sind aber alles noch Geschichten, die direkt als Western identifizierbar sind.
Nimmt man jedoch ganz andere Genres, Science Fiction, Fantasy, Horror, usw., und sucht man dort nach bekannten Western-Elementen, dann fällt auf, daß es grundsätzlich zwei Arten der Integration von Western-Elementen in anderen Genres gibt:
Verwendung von Western-Optik
Ein Beispiel ist Westworld. Das ist an sich eine Science-Fiction-Geschichte rund um künstliche Intelligenzen und deren Entwicklung zur Autonomie. Die Western-Elemente des Themenparks, in dem die Handlung spielt, lassen den Zuschauer bekannte Klischees entdecken, locken den Zuschauer in eine vertraut wirkende Handlungsumgebung, um dann für mehr und mehr Verunsicherung und Verwirrung zu sorgen. Man präsentiert etwas Bodenständiges, Klischeehaftes, insbesondere dem US-Publikum sehr Vertrautes, weil man damit eine an sich alles andere als leichte Thematik besser inszenieren und vermitteln kann. - Prinzipiell hätte der Themenpark auch ein anderes Thema haben können, wenn er nur zur Unterhaltung gedacht wäre (nach der inneren Logik des Settings). Aber andere Themen wie "Oktoberfest" oder "Mardi Gras" oder "Holiday Island" wären nicht so leicht mit den im Western nicht untypischen Gewaltanwendungen zu verbinden gewesen. Und diese sind für das Erzählen dieser Geschichte notwendig (nach den Erfordernissen der Dramaturgie der Handlung).
Moebius, der ja mit den Blueberry-Comics exzellente Western-Comics gezeichnet hat, hatte auch in seinen Science-Fiction-Comics immer wieder Western-Elemente, Western-Optik eingebaut. Gleiches auch bei Richard Corben.
Auch Atomic Robo und Back to the Future hatten ja ihre Western-Episoden/-Filme, bei denen aber der Western nur die zeitliche und räumliche Kulisse bot, die Geschichten jedoch gänzlich "un-western-artig" waren.
Verwendung von Western-Plots
Typische Western-Handlungen wie Siedlertrecks, die in unbekanntes Terrain vorstoßen, Armee, die Siedler vor blutrünstigen Wilden beschützen muß, Mensch gegen Natur, Kontrast zwischen Zivilisation und freier Wildnis, zwischen dem Rechtsgefühl des aufrechten Menschen und den Zwängen von Recht und Gesetz, Vordringen von Technik, das mühsame Erringen von Fortschritt gegen eine unerbittliche Natur, usw. findet man auch in vielen anderen Genres und Settings.
Ein Beispiel ist hier der Film Outland, der effektiv den Plot von High Noon, einem absoluten Western-Klassiker, aufgreift, diesen aber im Science-Fiction-Setting umsetzt.
Oder die Serie Killjoys, die ihre Hauptfiguren als Kopfgeldjäger, ein Westernversatzstück, in einem Science-Fiction-Setting antreten lassen.
Aber auch die Originalserie Star Trek, die ja als "Wagentreck im Weltall" verkauft wurde, hatte die westerntypische Orientierung die Zivilisation an die (Final) "Frontier" zu bringen, hatte klassische Plots wie etwa Siedler zu transportieren, Seuchen zu bekämpfen, Siedlungen zu verteidigen, usw. Eine Folge drehte sich sogar direkt um die legendäre Schießerei am OK Corral!
Mal abseits der Science-Fiction hat man mit dem "Dieselpunk"-Eastern Weird Wild West einen Haufen Western-Elemente in einer sehr fernöstlichen Dieselpunk-Handlung eingebaut.
Für mich besonders interessant: Der schon oft per Remake wiederverfilmte Westernklassiker Stagecoach wurde in einem Mad-Max-artigen Endzeit-Setting unter dem Titel Neon City, wie ich finde adäquat, umgesetzt. (Man sollte sich die beiden Filme mal direkt hintereinander anschauen.)
Im Comic-Sektor findet man bei den Barsoom-Comics der letzten Jahre vermehrt Western-Plots, die anders gelagert sind als die schon sehr alten, nicht-western-artigen Barsoom-Geschichten von Edgar Rice Burroughs, auch wenn das Setting eigentlich das klassische "Sword&Planet"-Setting darstellt.
Für mich von besonderer Bedeutung ist die Sword&Sorcery-Fantasy, in der man ständig geradezu identische Plots zu Western-Geschichten findet. Ob das der Gunslinger with no Name ist, der sich von zwielichtigen Gruppierungen anheuern läßt und diese gegeneinander ausspielt, oder ob das Fafhrd und Grey Mouser sind, die dies im Fantasy-Umfeld machen, die Art der Geschichte ist die gleiche.
Und gerade Robert E. Howard hat ja nicht nur seine Conan-, Kull- etc. Geschichten als rauhe und harte Sword&Sorcery-Fantasy verfaßt, sondern oft einen fast deckungsgleichen Plot für seine Gunslinger-Geschichten verwandt. Seine Westernhelden sind wie Conan mit Sixgun statt Breitschwert.
Diese Western-Wurzel der klassischen Fantasy hat, so mein Eindruck, ganz massiv das Rollenspielhobby, insbesondere die ersten Fantasy-, Endzeit- und Science-Fiction-Rollenspiele beeinflußt. Dazu nachher noch mehr.
Verwendung von Optik UND Plots
Hier werden sowohl optische Elemente, wie Pferdewagen, Rinderherden, Hüftholster, sowie typische Plots wie korrupte Lawmen, tyrannische Stadt-Bosse, Siedler, Bürgerkriegsveteranen usw. verwandt.
Firefly ist die TV-Serie, bei der dies besonders auffällig und bewußt gemacht wurde. Rindertransporte, Zugüberfälle, Siedler gegen Zentralregierung, Bürgerkriegsverlierer gegen -gewinner, usw. Alles drin. Und eben auch die Plots.
Western in anderen Genres im Rollenspiel
Crossover-Settings, Genre-Mischungen wie in Deadlands oder Werewolf: The Savage West oder in Sixguns&Sorcery für Castle Falkenstein gibt es ja schon immer mal wieder. Deadlands ist SEHR erfolgreich, weil hier die Mischung aus Western als identifikationserleichterndes Fundament mit den Zusätzen Steampunk, Horror, Magie und Monstern einfach stimmt. - Solche "Western-Plus"-Settings, Western-plus-Aliens, Western-plus-Kungfu, Western-plus-Superpowers gibt es immer mal wieder.
Das Thema des Karnevals der Rollenspiel-Blogs für diesen Monat ist die rollenspielerische Sicht auf Western in anderen Genres.
Hier kann man ähnliche Übernahmen von Western-Elementen feststellen wie in Filmen oder Comics: manchmal wird die Optik übernommen, oder einzelne Charakter-Archetypen, dann werden wieder Plots übernommen oder Situationen und Lokationen, und dann gleich alles zusammen, ohne daß es ein eigentliches Western-Setting wäre.
Optische Elemente
Gunslinger in langen Staubmänteln, usw. finden sich auch in Endzeit-(Western-)Rollenspielen wie Hell on Earth oder Degenesis.
Einsame Siedlungen in der Wildnis, die sich gegen Wilde und Verbrecher hinter Palisaden verschanzen und deren einzige Hoffnung auf Recht und Gesetz herumreisende einsame Lawmen, (Nicht-Texas-)Ranger sind, findet man bei Mutant Chronicles.
Auch dort finden sich die Venus-Ranger, die jedoch nicht nur auf Pferden, sondern auch auf Dinosauriern reiten.
Das ist bei Dinosaur Planet: Broncosaurus Rex noch viel stärker ausgeprägt: Western-Sci-Fi mit Dinos.
Jadepunk (für Fate Accelerated) ist primär ein Steampunk-Setting, in dem es aber westliche Gunslinger, asiatische mystische Kung-Fu-Kämpfer und allerlei Weird Science gibt. Die optischen Versatzstücke wie besagte Gunslinger sind klare Western-Anleihen, die Geschichten sind aber eher urbane Heist-, Spionage-, Sabotage-Geschichten, weit weg von Western-Plots.
Die optischen Elemente sind meinem Eindruck nach im Rollenspiel nicht so wirksam wie in optisch intensiveren Medien wie Film oder Comic. Illustrationen sind ja ganz nett, aber für den Eindruck im Spiel ist so oder so noch immer das "Kopfkino" wichtiger.
Plot-Elemente
Hier finden sich weit mehr Anleihen und direkte Übernahmen aus dem Western-Genre.
So ist in der Tarsus-Box für das alte (Classic) Traveller eine Kampagne rund um die Bewirtschaftung einer Ranch auf einem Hinterwäldler-Planeten, samt Viehtrieb, Viehdiebstahl usw. enthalten. - Und in Beltstrike hat man eine Boomtown und lauter Prospektoren wie man es in Goldrauschzeiten in Nordamerika findet. Die Optik ist reine Science-Fiction, die Geschichten rund um Claim-Jumper usw. sind jedoch purer Western.
Überhaupt hat Traveller, als Kind der Frühzeit des Rollenspielhobbys, einen starken Einschlag in Richtung Western zu bieten. Der Schwerpunkt ist auf Charakteren, die selbstbestimmt durch "das weite Land", genauer das schier grenzenlose All reisen. Nicht so sehr Road Movie, sondern eher klassische Western-Charakter vom Typus Drifter. Have gun, will travel. - Traveller eben.
Aber auch altes D&D ist eigentlich ein Westernrollenspiel. Schaut man sich das wohl bekannteste, ja schlicht legendäre Abenteuer B2 Keep on the Borderlands mal an, dann hat man hier eine Festung (Fort) im Grenzland (Frontier) einer im Modul gar nicht näher spezifizierten, weit entfernten Zivilisation. Diese Festung liegt in einem Gebiet, das von unterschiedlichen Stämmen Wilder (Echsenmenschen, usw.), von Räuberbanden etc. unsicher gemacht wird. Die Charaktere sind Glücksritter, Hired Guns und sonstige Leute, die versuchen im Grenzland ihr Glück zu machen, weil dies das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist.
Auch AD&D 1st Edition hat diese Einstellung: Wenn man nur erfahren genug ist, dann "befriedet" man ein Stück Wildnis, wo nur unfreundliche Wilde (Monster, Orks, was auch immer) leben, schmeißt diese Ureinwohner raus, baut dort seinen Stronghold, gründet eine Siedlung oder gleich mehrere. Wie es eben im alten Westen auch der Fall war. - Wer erfolgreich ist, der nimmt sich Land und macht etwas daraus, das bleibt. Niemand interessiert sich für einen "Level 20 Gunslinger" in zwei oder drei Generationen, aber jeder kennt die Stadt, die an dieser Stelle bleibt, wächst, gedeiht und die Zivilisation und Sicherheit für die Bewohner ein Stück weiter gegen die Wildnis durchgesetzt hat.
Die Siedler-Thematik ist auch im alten Gammaworld sehr stark, wo man ja auch eine kleine Gruppe in einem weiten Land spielt, in dem man sich nicht auskennt, und wo man versucht seinen Stamm durchzubringen und zum Gedeihen zu bringen.
Auch in den ersten Star Frontiers Abenteuern auf Volturnus wurden die aus der Zivilisation stammenden SCs mit "Mensch gegen Natur", Mensch gegen wilde Tiere und Mensch gegen primitive Wilde konfrontiert. Klassischer Western-Plot trifft auf Science-Fiction-Versatzstücke.
Generell findet man in älteren Rollenspielen viele Western-Plot-Elemente wieder. Aber auch in neueren wie eben dem aktuellen Mutant Chronicles, Conan - Adventures in an Age undreamed of, dem neuen Barbarians of Lemuria, oder dem gerade erschienenen Star Trek Adventures (wenn man während der TOS-Ära spielt) gerät man immer wieder in Western-Geschichten.
Western-Geschichten als archetype Abenteuer- und Helden-Geschichten
Es hat schon seinen Grund, warum man gerade in Rollenspielen ständig auf Western-Plots stößt. Western stellen archetype Abenteuergeschichten dar, in denen sich HELDEN mit nachvollziehbaren Motivationen durchsetzen und oft auch durchkämpfen müssen. - Gewalt gehört zu Western-Geschichten so regelmäßig dazu, wie Gewalt in Rollenspielen auf den Spieltisch kommt.
Die Art der Geschichten und die Art der Problemlösungen in Rollenspielen und in Western-Plots sind so ähnlich. Daher findet man, wenn man nach den Western-Mustern sucht, diese auch so häufig in Rollenspielen unterschiedlicher Genres. Es sind sicher nicht die einzigen archetypen Geschichten in Rollenspielen, aber meinem Eindruck nach sind Western-Plots verbreiteter als "reine" Western-Rollenspiele.
Große Klappe, aber was ist wirklich dran?
Sag DU's mir, Fremder.
Darum geht es in diesem Karneval. - Ich habe in diesem Startbeitrag ein paar persönliche Eindrücke aufgestellt, die ich für zutreffend halte. Ihr vielleicht nicht. Vielleicht seht Ihr das ganz anders. Genau das will ich wissen.
Kommentare zu diesem Eingangsbeitrag für den Karneval im August 2017 könnt Ihr gerne bei der Kommentarfunktion in meinem Blog hinterlassen oder in diesem Thread im RSP-Blogs-Forum. Hier werden auch alle eingegangenen Beiträge mit Link gesammelt. (Und vielleicht - vielleicht - schaffe ich es ja dieses Mal auch einen Abschlußbeitrag zu schreiben.)
Beiträge zu diesem Thema:
Western in DSA (im Blutschwerter-Forum) von Supergerm
[Teylen's RPG Corner] [Karneval der Rollenspiel-Blogs] Western in anderen Genres von Teylen
Debby Fairchilde versus Missy Fairchilde von d6ideas
Im Rollenspiel ist (fast) alles Western von Neue Abenteuer
Eine erste Annäherung von Clawdeen
Geschichten der ewigen Vertreibung [Karneval der Rollenspielblogs]. von Orakel
Yehaw! von Bobas :T: Time
Die Kutsche nach Svelltstein – Ein DSA-Szenario mit Westernanleihen von Engors Dereblick
Noone versus The Quick Kid - eine Rivalität für Unknown Armies von d6ideas
Karneval der Archive – Thema: Western in anderen Genres von d6ideas
Das Gelbe Zeichen - Für eine Handvoll Kultisten von Sorben (Das Gelbe Zeichen)
Wagenzug durch die Modersümpfe von Greifenklaue
Eberron: Blitzzug nach Vulyar von Merimac (Spiele im Kopf)
[Vlog] Western. Eine andere Sichtweise? von Ho'nehe // Kanal Katze & Wolf
Hier geht es zum Startbeitrag:
https://zornhau.rsp-blogs.de/2017/08/01/karneval-der-rollenspiel-blogs-western-in-anderen-genres/
WESTERN - mit Abstand mein Lieblingsgenre. Film, Serie, Roman, Comics - und natürlich Rollenspiele, ich bin immer für Western zu haben. Das geht natürlich nicht jedem so. Viele halten Western für ein wenig interessantes oder gar "veraltetes" oder "zu beschränktes" Genre. - Das sehe ich nicht so. Western ist auch oft da drin, wo nicht "Western" draufsteht.
In diesem Karneval der Rollenspiel-Blogs im August 2017 geht es darum mal einen Blick auf Western in anderen Genres zu werfen.
WESTERN IN ANDEREN GENRES
Was ist denn Western überhaupt?
Genau das möchte ich hier im Eingangsbeitrag zum aktuellen Karneval nicht auswalzen. Jeder weiß doch, was Western ist (zumindest aus der jeweiligen persönlichen Sicht). Wer sich gar nichts darunter vorstellen kann, dem möchte ich hier die naheliegendsten Überblicksinformationen zu Westernromanen und Westernfilmen kurz verlinken. Wem das Lesen schwerfällt, der kann in diesem Video in weniger als 15 Minuten einen Überblick erhalten, oder, bei mehr Zeit, in einem etwas längeren Vortragsvideo in zwei Teilen (Teil 1 und Teil 2) ein wenig mehr erfahren.
Im Deutschen ist natürlich in puncto Geschichten im alten Westen Nordamerikas Karl May nicht wegzudenken, auch wenn man hier kaum typische Western-Versatzstücke vorfindet. Der Schauplatz ist zwar Nordamerika, aber die Geschichten sind nur grenzwertig als Western einzustufen.
Ganz anders die immer noch produzierten Heftromane unterschiedlicher Reihen wie Lassiter, Winchester, usw. Diese stehen sogar direkt in der Tradition alter "Dime-Novels" des ausgehenden 19. Jahrhunderts, die noch lange vor den Western-Filmen die Vorstellung des WILDEN Westens geprägt hatten. Reißerisch, gewalttätig, aktionsreich und schnell auf den Punkt kommend. Diese Heftroman-Tradition ist meinem Eindruck nach besonders ergiebig für rollenspielerische Umsetzung (das wäre aber ein eigenes Thema wert).
Den besten Eindruck, was Western denn nun wirklich ist, bekommt man natürlich, indem man Western-Filme und -Serien schaut, Western-Romane und -Comics liest, und dann auch mal SELBST Western-Rollenspiele SPIELT. (Bei Lust auf Hangout-Runden - nicht nur Western-Rollenspiele - einfach bei mir via Google+ oder hiesige Kommentarfunktion melden.)
Western im Rollenspiel
Es gibt wirklich viele Western-Rollenspiele, und jedes Jahr kommen - zumindest in der sehr publikationsfreudigen Kickstarter-Ära - noch weitere hinzu. Diese Western-Rollenspiele gibt es von extremst simulativen, klein-klein-orientierten Ansätzen wie in Aces&Eights über "mittel-komplexe" Systeme wie Deadlands Classic hin zu leichtgewichtigen wie Coyote Trail oder Wild West Cinema. Natürlich für die Old-Schooler alte Boot-Hill-Ausgaben und moderne Varianten. Und für die "Hippie"-Rollenspieler auch narrativ(er)e Spiele wie Dogs in the Vineyard, Dust Devils usw.
Dabei gibt es Western-Rollenspiele mit eher historischem Ansatz, ohne übernatürliche oder sonstige "Zusätze", manche dafür aber mit cinematisch überhöhter Charakterkompetenz und Ausrichtung auf die Präsentation des Western "wie im Film". Und natürlich gibt es Western-Rollenspiele mit "Extras" wie Aliens, Steampunk, Magie, Monstern, oder allem davon. Bei letzteren ist jedoch immer noch der Western, sind immer noch die Western-Versatzstücke dominierend, so daß diese Rollenspiele als WESTERN-Rollenspiele ankommen.
Western-Rollenspiele sind zwar eine Nische, aber keine verschwindend kleine. Auch nicht im deutschsprachigen Raum. Eigenständige deutsche Western-Rollenspiele tauchen ab und an mal auf, wie etwa Far West in den Neunzigern, das leider grauenvolle "Brüderkrieg", das rollenspielerische Äquivalent zu Ebola "Doomstone", oder jüngst Old Slayerhand (die sehr gelungene Karl-May-Western-Adaption für das DungeonSlayers-Regelsystem). Und auch deutsche Übersetzungen von Western-Rollenspielen wie Deadlands Classic (wurde vor gut 20 Jahren erstmals auf Deutsch herausgebracht) oder das aktuell in der Crowdfuning-Abwicklung befindliche Deadlands: Reloaded (für das Savage-Worlds-Regelsystem).
Western in anderen Genres
Western-Genremischungen sind im Film, in Serien, in Comics usw. schon lange etabliert. (Siehe auch die obigen Videos.) So gibt es mit Cowboys & Aliens eine Webcomic-Reihe, die dann in einen Spielfilm mündete und Aliens in ein mehr oder weniger "normales" Setting wirft. Mit Wild Wild West, der Serie und auch dem (leider nicht guten) Film, gab es ja reichlich anachronistische Technik-Gadgets in einem Wild-West-Agenten-Umfeld. - Das sind aber alles noch Geschichten, die direkt als Western identifizierbar sind.
Nimmt man jedoch ganz andere Genres, Science Fiction, Fantasy, Horror, usw., und sucht man dort nach bekannten Western-Elementen, dann fällt auf, daß es grundsätzlich zwei Arten der Integration von Western-Elementen in anderen Genres gibt:
Verwendung von Western-Optik
Ein Beispiel ist Westworld. Das ist an sich eine Science-Fiction-Geschichte rund um künstliche Intelligenzen und deren Entwicklung zur Autonomie. Die Western-Elemente des Themenparks, in dem die Handlung spielt, lassen den Zuschauer bekannte Klischees entdecken, locken den Zuschauer in eine vertraut wirkende Handlungsumgebung, um dann für mehr und mehr Verunsicherung und Verwirrung zu sorgen. Man präsentiert etwas Bodenständiges, Klischeehaftes, insbesondere dem US-Publikum sehr Vertrautes, weil man damit eine an sich alles andere als leichte Thematik besser inszenieren und vermitteln kann. - Prinzipiell hätte der Themenpark auch ein anderes Thema haben können, wenn er nur zur Unterhaltung gedacht wäre (nach der inneren Logik des Settings). Aber andere Themen wie "Oktoberfest" oder "Mardi Gras" oder "Holiday Island" wären nicht so leicht mit den im Western nicht untypischen Gewaltanwendungen zu verbinden gewesen. Und diese sind für das Erzählen dieser Geschichte notwendig (nach den Erfordernissen der Dramaturgie der Handlung).
Moebius, der ja mit den Blueberry-Comics exzellente Western-Comics gezeichnet hat, hatte auch in seinen Science-Fiction-Comics immer wieder Western-Elemente, Western-Optik eingebaut. Gleiches auch bei Richard Corben.
Auch Atomic Robo und Back to the Future hatten ja ihre Western-Episoden/-Filme, bei denen aber der Western nur die zeitliche und räumliche Kulisse bot, die Geschichten jedoch gänzlich "un-western-artig" waren.
Verwendung von Western-Plots
Typische Western-Handlungen wie Siedlertrecks, die in unbekanntes Terrain vorstoßen, Armee, die Siedler vor blutrünstigen Wilden beschützen muß, Mensch gegen Natur, Kontrast zwischen Zivilisation und freier Wildnis, zwischen dem Rechtsgefühl des aufrechten Menschen und den Zwängen von Recht und Gesetz, Vordringen von Technik, das mühsame Erringen von Fortschritt gegen eine unerbittliche Natur, usw. findet man auch in vielen anderen Genres und Settings.
Ein Beispiel ist hier der Film Outland, der effektiv den Plot von High Noon, einem absoluten Western-Klassiker, aufgreift, diesen aber im Science-Fiction-Setting umsetzt.
Oder die Serie Killjoys, die ihre Hauptfiguren als Kopfgeldjäger, ein Westernversatzstück, in einem Science-Fiction-Setting antreten lassen.
Aber auch die Originalserie Star Trek, die ja als "Wagentreck im Weltall" verkauft wurde, hatte die westerntypische Orientierung die Zivilisation an die (Final) "Frontier" zu bringen, hatte klassische Plots wie etwa Siedler zu transportieren, Seuchen zu bekämpfen, Siedlungen zu verteidigen, usw. Eine Folge drehte sich sogar direkt um die legendäre Schießerei am OK Corral!
Mal abseits der Science-Fiction hat man mit dem "Dieselpunk"-Eastern Weird Wild West einen Haufen Western-Elemente in einer sehr fernöstlichen Dieselpunk-Handlung eingebaut.
Für mich besonders interessant: Der schon oft per Remake wiederverfilmte Westernklassiker Stagecoach wurde in einem Mad-Max-artigen Endzeit-Setting unter dem Titel Neon City, wie ich finde adäquat, umgesetzt. (Man sollte sich die beiden Filme mal direkt hintereinander anschauen.)
Im Comic-Sektor findet man bei den Barsoom-Comics der letzten Jahre vermehrt Western-Plots, die anders gelagert sind als die schon sehr alten, nicht-western-artigen Barsoom-Geschichten von Edgar Rice Burroughs, auch wenn das Setting eigentlich das klassische "Sword&Planet"-Setting darstellt.
Für mich von besonderer Bedeutung ist die Sword&Sorcery-Fantasy, in der man ständig geradezu identische Plots zu Western-Geschichten findet. Ob das der Gunslinger with no Name ist, der sich von zwielichtigen Gruppierungen anheuern läßt und diese gegeneinander ausspielt, oder ob das Fafhrd und Grey Mouser sind, die dies im Fantasy-Umfeld machen, die Art der Geschichte ist die gleiche.
Und gerade Robert E. Howard hat ja nicht nur seine Conan-, Kull- etc. Geschichten als rauhe und harte Sword&Sorcery-Fantasy verfaßt, sondern oft einen fast deckungsgleichen Plot für seine Gunslinger-Geschichten verwandt. Seine Westernhelden sind wie Conan mit Sixgun statt Breitschwert.
Diese Western-Wurzel der klassischen Fantasy hat, so mein Eindruck, ganz massiv das Rollenspielhobby, insbesondere die ersten Fantasy-, Endzeit- und Science-Fiction-Rollenspiele beeinflußt. Dazu nachher noch mehr.
Verwendung von Optik UND Plots
Hier werden sowohl optische Elemente, wie Pferdewagen, Rinderherden, Hüftholster, sowie typische Plots wie korrupte Lawmen, tyrannische Stadt-Bosse, Siedler, Bürgerkriegsveteranen usw. verwandt.
Firefly ist die TV-Serie, bei der dies besonders auffällig und bewußt gemacht wurde. Rindertransporte, Zugüberfälle, Siedler gegen Zentralregierung, Bürgerkriegsverlierer gegen -gewinner, usw. Alles drin. Und eben auch die Plots.
Western in anderen Genres im Rollenspiel
Crossover-Settings, Genre-Mischungen wie in Deadlands oder Werewolf: The Savage West oder in Sixguns&Sorcery für Castle Falkenstein gibt es ja schon immer mal wieder. Deadlands ist SEHR erfolgreich, weil hier die Mischung aus Western als identifikationserleichterndes Fundament mit den Zusätzen Steampunk, Horror, Magie und Monstern einfach stimmt. - Solche "Western-Plus"-Settings, Western-plus-Aliens, Western-plus-Kungfu, Western-plus-Superpowers gibt es immer mal wieder.
Das Thema des Karnevals der Rollenspiel-Blogs für diesen Monat ist die rollenspielerische Sicht auf Western in anderen Genres.
Hier kann man ähnliche Übernahmen von Western-Elementen feststellen wie in Filmen oder Comics: manchmal wird die Optik übernommen, oder einzelne Charakter-Archetypen, dann werden wieder Plots übernommen oder Situationen und Lokationen, und dann gleich alles zusammen, ohne daß es ein eigentliches Western-Setting wäre.
Optische Elemente
Gunslinger in langen Staubmänteln, usw. finden sich auch in Endzeit-(Western-)Rollenspielen wie Hell on Earth oder Degenesis.
Einsame Siedlungen in der Wildnis, die sich gegen Wilde und Verbrecher hinter Palisaden verschanzen und deren einzige Hoffnung auf Recht und Gesetz herumreisende einsame Lawmen, (Nicht-Texas-)Ranger sind, findet man bei Mutant Chronicles.
Auch dort finden sich die Venus-Ranger, die jedoch nicht nur auf Pferden, sondern auch auf Dinosauriern reiten.
Das ist bei Dinosaur Planet: Broncosaurus Rex noch viel stärker ausgeprägt: Western-Sci-Fi mit Dinos.
Jadepunk (für Fate Accelerated) ist primär ein Steampunk-Setting, in dem es aber westliche Gunslinger, asiatische mystische Kung-Fu-Kämpfer und allerlei Weird Science gibt. Die optischen Versatzstücke wie besagte Gunslinger sind klare Western-Anleihen, die Geschichten sind aber eher urbane Heist-, Spionage-, Sabotage-Geschichten, weit weg von Western-Plots.
Die optischen Elemente sind meinem Eindruck nach im Rollenspiel nicht so wirksam wie in optisch intensiveren Medien wie Film oder Comic. Illustrationen sind ja ganz nett, aber für den Eindruck im Spiel ist so oder so noch immer das "Kopfkino" wichtiger.
Plot-Elemente
Hier finden sich weit mehr Anleihen und direkte Übernahmen aus dem Western-Genre.
So ist in der Tarsus-Box für das alte (Classic) Traveller eine Kampagne rund um die Bewirtschaftung einer Ranch auf einem Hinterwäldler-Planeten, samt Viehtrieb, Viehdiebstahl usw. enthalten. - Und in Beltstrike hat man eine Boomtown und lauter Prospektoren wie man es in Goldrauschzeiten in Nordamerika findet. Die Optik ist reine Science-Fiction, die Geschichten rund um Claim-Jumper usw. sind jedoch purer Western.
Überhaupt hat Traveller, als Kind der Frühzeit des Rollenspielhobbys, einen starken Einschlag in Richtung Western zu bieten. Der Schwerpunkt ist auf Charakteren, die selbstbestimmt durch "das weite Land", genauer das schier grenzenlose All reisen. Nicht so sehr Road Movie, sondern eher klassische Western-Charakter vom Typus Drifter. Have gun, will travel. - Traveller eben.
Aber auch altes D&D ist eigentlich ein Westernrollenspiel. Schaut man sich das wohl bekannteste, ja schlicht legendäre Abenteuer B2 Keep on the Borderlands mal an, dann hat man hier eine Festung (Fort) im Grenzland (Frontier) einer im Modul gar nicht näher spezifizierten, weit entfernten Zivilisation. Diese Festung liegt in einem Gebiet, das von unterschiedlichen Stämmen Wilder (Echsenmenschen, usw.), von Räuberbanden etc. unsicher gemacht wird. Die Charaktere sind Glücksritter, Hired Guns und sonstige Leute, die versuchen im Grenzland ihr Glück zu machen, weil dies das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist.
Auch AD&D 1st Edition hat diese Einstellung: Wenn man nur erfahren genug ist, dann "befriedet" man ein Stück Wildnis, wo nur unfreundliche Wilde (Monster, Orks, was auch immer) leben, schmeißt diese Ureinwohner raus, baut dort seinen Stronghold, gründet eine Siedlung oder gleich mehrere. Wie es eben im alten Westen auch der Fall war. - Wer erfolgreich ist, der nimmt sich Land und macht etwas daraus, das bleibt. Niemand interessiert sich für einen "Level 20 Gunslinger" in zwei oder drei Generationen, aber jeder kennt die Stadt, die an dieser Stelle bleibt, wächst, gedeiht und die Zivilisation und Sicherheit für die Bewohner ein Stück weiter gegen die Wildnis durchgesetzt hat.
Die Siedler-Thematik ist auch im alten Gammaworld sehr stark, wo man ja auch eine kleine Gruppe in einem weiten Land spielt, in dem man sich nicht auskennt, und wo man versucht seinen Stamm durchzubringen und zum Gedeihen zu bringen.
Auch in den ersten Star Frontiers Abenteuern auf Volturnus wurden die aus der Zivilisation stammenden SCs mit "Mensch gegen Natur", Mensch gegen wilde Tiere und Mensch gegen primitive Wilde konfrontiert. Klassischer Western-Plot trifft auf Science-Fiction-Versatzstücke.
Generell findet man in älteren Rollenspielen viele Western-Plot-Elemente wieder. Aber auch in neueren wie eben dem aktuellen Mutant Chronicles, Conan - Adventures in an Age undreamed of, dem neuen Barbarians of Lemuria, oder dem gerade erschienenen Star Trek Adventures (wenn man während der TOS-Ära spielt) gerät man immer wieder in Western-Geschichten.
Western-Geschichten als archetype Abenteuer- und Helden-Geschichten
Es hat schon seinen Grund, warum man gerade in Rollenspielen ständig auf Western-Plots stößt. Western stellen archetype Abenteuergeschichten dar, in denen sich HELDEN mit nachvollziehbaren Motivationen durchsetzen und oft auch durchkämpfen müssen. - Gewalt gehört zu Western-Geschichten so regelmäßig dazu, wie Gewalt in Rollenspielen auf den Spieltisch kommt.
Die Art der Geschichten und die Art der Problemlösungen in Rollenspielen und in Western-Plots sind so ähnlich. Daher findet man, wenn man nach den Western-Mustern sucht, diese auch so häufig in Rollenspielen unterschiedlicher Genres. Es sind sicher nicht die einzigen archetypen Geschichten in Rollenspielen, aber meinem Eindruck nach sind Western-Plots verbreiteter als "reine" Western-Rollenspiele.
Große Klappe, aber was ist wirklich dran?
Sag DU's mir, Fremder.
Darum geht es in diesem Karneval. - Ich habe in diesem Startbeitrag ein paar persönliche Eindrücke aufgestellt, die ich für zutreffend halte. Ihr vielleicht nicht. Vielleicht seht Ihr das ganz anders. Genau das will ich wissen.
- Habt Ihr auch Western-Versatzstücke in Rollenspielen anderer Genres bemerkt?
- Was hat Euch daran gefallen?
- Was hat Euch daran nicht gefallen?
- Was sind die Versatzstücke, die für Euch etwas als "Western" erkennbar machen?
- Welche Genres gehen so überhaupt nicht mit Western zusammen?
- Welche Arten von Geschichten passen nicht zu einem Western-verwandten Genre?
- Seid Ihr Western-Fans oder mögt Ihr Western nicht? Beeinflußt die Neigung oder Abneigung bezüglich Western auch Eure Wahrnehmung solcher Rollenspiele, in denen man Versatzstücke aus Western findet?
- Habt Ihr selbst Western-Elemente, Optik, Archetypen oder Plots, in Rollenspiele "importiert", wo sie ursprünglich nicht drin waren? Warum habt Ihr das gemacht? Und wie befriedigend war das Ergebnis?
- Habt Ihr Settings, deren Western-Elemente ihr irgendwie "loswerden" wollt, wo Ihr gerne weniger Western drin hättet? Warum das eigentlich? Und was habt Ihr gemacht, um den Western-Einfluß zu reduzieren?
- Was sagt Ihr zu meiner These, daß die frühen Rollenspiele fast alle stark Western-Plot-Elemente aufgewiesen hatten? Wie sieht das Eurem Eindruck nach bei späteren Rollenspielen aus?
- Nachdem so gut wie ALLE neueren Science-Fiction-Rollenspiele damit werben, daß es "wie Firefly" sei - wie seht Ihr das? Ist das erstrebenswert? Warum wollen alle "wie Firefly" spielen? Was macht denn diese Mischung aus Sci-Fi und Western so attraktiv, daß so viele Spieleentwickler darauf Bezug nehmen?
- Würdet Ihr Firefly ganz ohne Western-Elemente spielen (wollen)? Wäre das dann noch Firefly? (Wenn man z.B. nur auf den Core Worlds in urbaner High-Tech-Umgebung spielte?)
- Wie würdet Ihr Westworld (das Serien-Setting) im Rollenspiel umsetzen? Würdet Ihr das überhaupt spielen wollen?
- Könnte es sein, daß Western-Elemente eher bei US-Amerikanern als Spiele-Entwickler (eventuell auch unbewußt) eingebaut werden? Ist solch eine Art "kulturelle Brille", mit der man seine Settings entwickelt auch bei europäischen, bei deutschen Spieleentwicklern festzustellen? Was sind deren besondere Versatzstücke, an denen man sie erkennt?
Kommentare zu diesem Eingangsbeitrag für den Karneval im August 2017 könnt Ihr gerne bei der Kommentarfunktion in meinem Blog hinterlassen oder in diesem Thread im RSP-Blogs-Forum. Hier werden auch alle eingegangenen Beiträge mit Link gesammelt. (Und vielleicht - vielleicht - schaffe ich es ja dieses Mal auch einen Abschlußbeitrag zu schreiben.)
Beiträge zu diesem Thema:
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