Die Tatsache, das der erste Anlauf DSA in die USA zu bekommen fehlgeschlagen ist, und was Ulisses diesmal anders gemacht haben, eine Betrachtung dessen fände ich nochmal interessant ...
Die kurze Antwort ist: Alles!
1) Ausgangssituation:a) Ulisses steht als Verlag gut da und pumpt da einiges an Ressourcen rein. Bei FanPro war das anders. Da wurde nur das Basisregelwerk übersetzt und zum Hauptfeature, Aventurien, kam nichts mehr.
b) DSA4 erschien als die d20-Blase von "boom" auf "burst" umschaltete. Ein denkbar ungünstger Zeitpunkt ne neue Spiellinie etablieren zu wollen. Heute schaut das ganz anders aus. TDE schwimmt mMn auch auf ner Welle von europäischen RPG, die gerade erst dabei sind den US-Mark zu erobern.
Hier ne kleine Liste:
Aus Schweden: Symbaroum, Mutant: Year Zero, Tales from the loop [jüngst 5 Ennies gewonnen], Coriolis;
Französische Sachen: Shadows of Esteren, ...
und vorher Dungeonslayers, Degenesis Rebirth (beide DE),
Kuro, Keltia, Yddrasil, Qin: the warring states (alle FR),
Adventures in the Eastmark, Aquelarre (beide ES). DSA kommt da mit dem größten Hintergrundkram an, was angesichts des Hypes um europ. Spiele auf dem US-Markt gut kommt.
Und: TDE/DSA bedient das erfolgreichste Genre: Standardfantasy.
2) Anderes Vorgehen:a) The Hype Machine: Da in den USA noch viel mehr als im Euro-Raum die Distributionskette kaputt ist, spielen KS/Crowdfundings da ne ganz andere Rolle als hierzulande. Und selbst hier funktionieren CFs als Hype Machine.
b) Die machen ganz viele Markting-Sachen. Präsenz auf der GenCon. Berichte, Gratis-Kram, Fan-Kommunikation, Vernetzung von deutschen und US-Fans, etc.
c) Sie machen ne gescheite Übersetzung. Da laufen zwei Arbeitsschritte: Übersetzung Deutsch => Englisch auf deutscher Seite und umfangreiche Korrektur durch Muttersprachler. Auch US-Befindlichkeiten werden berücksichtigt. Bei Orks und Goblins werden z.B. "blackpelts" und "redpelts"zu "coalpelts" und "rustpelts". Das Sklavenhaltermodell in Al'Anfa folgt bei TDE nicht dem kolonialen sondern dem römischen Modell.
d) Vielleicht spielt da auch ne politische Dimension mit ne Rolle. DSA hatte recht früh einen signifikanten Teil Autorinnen und Künstlerinnen ... das "Frauen-Thema" ist da organisch reingewachsen. Wenn man sich auch anschaut, wie krass es in den USA dazu abgeht (gamergate & Co), dann ist das ne tolle Auszeit.
e) Mit Timothy Brown (und wie ich gesehen habe macht auch Tim Beach das ein oder andere) haben Ulisses respektierte RSP-Schaffende im Team. Die Kooperation mit Paizo mag auch helfen und Reichweite schaffen.
3) SpielsystemDSA 5 hat die schimmsten Auswüchse von DSA 4 über Board geworfen. Auch die Charaktererschaffung kombiniert nicht mehr die schlimmsten Eigenheiten von Rolemaster und GURPS.
4) IllustrationHeute wichtiger denn je. TDE bringt da einerseits ein etwas anderes Flair mit und ist bedient voll den Geschmack des Mainstreams.
Technisch sind die Sachen gut. Und: Die Quote an Ausfällen und Stilbrüchen ist geringer als bei den großen US-Verlagen. (Siehe dazu: Tales from the Loop und anderer Schwedenkram.)
... das wäre, was mir auf die Schnelle einfällt.
Hier der
Link zum Video-Panel über Anpassung von DSA an den US-Markt.