Im Tanelorn wurde die (wie ich finde) recht interessante Frage angerissen, inwieweit politische Haltung und Rollenspieldesign voneinander trennbar sind. Im Tanelorn driftete die Diskussion in eine Richtung, die gegen die HO verstößt, deshalb möchte ich sie hier noch mal andiskutieren.
Es geht um das oben genannte Rollenspiel von Varg Vikernes. Es soll eine Black-Metal-Legende sein, und über eine erwähnenswerte Vergangenheit verfügen:
Zum Autoren: Vikernes ist Vertreter eines rechtsextremen Neuheidentums, Kirchenbrandstifter, verurteilter Mörder, jemand mit kaputtem Realitätsbezug, Rollenspielnarr sowie zentrale Figur in der Entstehung des (norw.) Black Metal. Außerdem hat er einige heidnisch rechtsnationale Bücher, sowie über Kult und Magie der alten germanischen Heiden verfasst. Seine immer wieder ausgesprochene Distanzierung vom Nationalsozialismus ist nur zum Teil glaubhaft.
Im Alter von 20 Jahren ermordete er den (auf ähnliche Weise sehr extremen) Musiker-Kollegen Øystein „Euronymous“ Aarseth.
Ohne Zugriff auf sein Spiel zu haben, drängt sich mir jetzt die Frage auf: Ist die Schaffung eines Rollenspielsettings per se politisch? Manchmal ist es offensichtlich, wenn z.B. in Aventurien eine vollständige Gleichberechtigung der Frau postuliert wird (oder ist das doch nur eine Orientierung an einer Zielgruppe?), manchmal auch nur ein Mangel an historischem Wissen und heutigen Werte (z.B. die Darstellung feudaler Strukturen in den Mainstreamsystemen).
Blickt man in Sci-Fi, Near Future und Steampunk, dann finden sich noch viele Beispiele von Setzungen, die nicht durch eine Bezugnahme auf ein historisches Vorbild zu erklären sind. Manchmal wird man zu dem Ergebnis kommen, dass hier im Setting bewusst Konflikte angelegt wurden, die ein interessantes Spiel ermöglichen sollen. Aber um das Beispiel der Gleichberechtigung in Aventurien zu nehmen: Hier wurde ein potenziell bespielbarer Konflikt gelöst -
Brienne of Tarth ist eine spannendere, konfliktreichere Gestalt als die normale Kriegerin auf Aventurien.
Also: Ist die Schaffung eines Rollenspielsettings per se politisch?