Meine Fragen: Kann man die Interpretation irgendwie einfach drehen und auf einmal ergibt kausal alles einen Sinn? Also spiele ich das nur falsch? Geht das allen anderen auch so, aber sie akzeptieren die Metaebene als Spielelement oder es stört sie nicht? Oder begrüßen sie es gar gegenüber charakterbezogenem Spiel? Wie spielen sie dann durchgehend die Rolle? Oder sehe gar nur ich einen Unterschied zum charakterbezogenen Spiel?
Ich nutze als Beispiel mal FATE, weil ich dass im Moment viel leite. Und da ist (um dein eigenes Beispiel zu nutzen) Stärke durch eine Fertigkeit abgebildet. Sie hat eine Skala von 1-5, je höher deine Fertigkeit, desto stärker bist du.
Aber, du willst ja auf Spielmechanismen wie Aspekte hinaus ("stark" ist ein blöder Aspekt (*) btw, nehmen wir "Stärkster Mann der Welt!").
Also, du willst jetzt das Fallgitter des Burgtores wieder hoch schieben, während dich die Verteidiger der Burg mit Pfeilen beschießen und oben das Öl kocht. Und du bist superstark (5). Und verkackst deinen Wurf. Im klassischen Rollenspiel bedeutet das für dich, dass du es nicht schaffst. Bei FATE kannst du (begrenzt oft) sagen: Hey, ich bin der "stärkste Mann der Welt"! Das kostet einen Chip und du kannst neu würfeln. Stört es deine Immersion, wenn der PC, den du dir unglaublich stark vorgestellt hast, jetzt auch (wenns mal drauf ankommt) richtig stark ist? Meine nicht, aber das heißt ja nicht, dass es bei dir auch so ist.
Zum Faktenkaufen: Mechanisch ersetzt es den Vorgang beim klassischen Rollenspiel, in dem der SL erst beschreibt und dann die "Ist da ein ...?" Fragen beantwortet werden. Letztlich schafft der Spieler Fakten, um seinen PCs rocken lassen zu können, indem er statt "Ist da ...?" sagen darf "Da ist ...". Die "Ist da ...?" Fragen finde ich im Spiel störend, bin deshalb froh sie los zu sein. Es macht das Spiel flüssiger, was meinem ... nennen wir es Flow ... entgegen kommt. Natürlich hat der SL ein Vetorecht! Es ist nicht so sehr anders als klassisches Rollenspiel mit einem SL, der im Zweifel "Ja" sagt.
Aber ich will nicht verheimlichen, dass es definitiv auch Punkte gibt, die der klassischen Spielweise sehr im konträr gegenüber stehen. So sollst du z.B. bei FATE, wenn du Schaden nimmst, selbst beschreiben, was für Schaden du genommen hast. (Als Y auf dich schoß, hat er dich getroffen? Oder bist du ausgewichen, hast dir aber den Kopf am Bordstein aufgestoßen? Fragen über Fragen...)
Nach meinen Erfahrungswerten ist das so: Wenn du oft "Ist da ein ...?" Fragen stellst und deinen PC in Szenen lenkst, in denen er die Vorteile auf der Hand hat, dann ist FATE kein Bruch für dich, denn du spielst bisher "gegen" das System und würdest von FATE nur unterstützt. Ist dir aber wichtig, alles nur durch die Augen des PC zu sehen (also z.B. vorzugsweise auch nicht zwischen Spielerwissen und Charakterwissen trennen zu müssen) dann ist FATE für dich nichts.
Ich würde es gerne mal ausprobieren, ob ein solcher (letztgenannter) Spielertyp Spaß hätte, wenn er mit dem System FATE seine Spielart durchzieht. Weglassen kann man die Mechanismen ja eigentlich.
(*) "stark" ist nicht dramatisch, sondern simulierend - ein Fehler, den Zornhau auch gerne macht, wenn er über Aspekte nachdenkt. Aspekte, die immer an sind (wie stark) sind keine besonders geeigneten.