Also erstmal fühle ich mich natürlich geehrt, namentlich in deinem Beitrag erwähnt zu werden. Nach dem Pen&Podcast-Beitrag schon wieder? Ich fühle mich ungewohnt wahrgenommen

Inwieweit wir allerdings spielerisch auseinandergedriftet sind, weiß ich nicht so recht zu beurteilen: Wir sind ja vor allem erstmal räumlich getrennt. Und ich habe die Vermutung, dass ich Traveller bei dir durchaus mögen würde. Aber das ist natürlich jetzt sehr schwer zu überprüfen

Zu deiner Annahme
Annahme: Viele Leute meinen, wenn sie von “rule of cool” und “Story” sprechen Dinge aus Film + Fernsehen.
hat JollyOrc ja schon etwas gesagt. Ich habe auch Zweifel an dieser Annahme. Rule of Cool lasse ich mal weg: Schon weil ich da sicherlich alles andere als ein echter Freund von diesem Gedanken bin. Für mich sind Würfel am Tisch dazu da, dass Klischee zu brechen: Das geht nur, wenn der Wurf auch eine Bedeutung hat. Rule of Cool verstehe ich so, dass sie "über" dem Wurf steht oder diesen ersetzt. Ich finde mich eher in "Say Yes! or roll the dice" wieder.
Im Ergebnis arbeitet - aber das hat JollyOrc ja schon schön herausgearbeitet - Rollenspiel IMMER mit Klischees. Denn ein Klischee transportiert eine Menge Information, die man nicht erzählen muss. Diese Informationskomprimierung nutzt jedes erzählende Medium: Buch, Film, Serie, schon das griechische Drama. Wir rekombinieren eigentlich nur immer wieder neu. Aber was unterscheidet denn nun mein Spiel von "deinem"? Sicherlich, dass ich von Fantasy im Moment einfach maximal gelangweilt bin. Und ich auch die "Missionsstruktur" nicht mehr sehen kann, die D&D und Shadowrun zu eigen ist. Auch Heldenreise muss verdammt gut gemacht sein, damit ich das ertrage ("The Ill-made Knight" z.B. ist verdammt gut). Das führt dazu, dass die persönliche Ebene für mich einfach spannender ist. Ein Kampf um des Kampfes willen: Gerne, als Brettspiel. Im Rollenspiel brauche ich für den Kampf eine Bedeutungsaufladung durch die persönliche Ebene, damit ich interessiert bin. Ich will wissen, warum jemand etwas tut, welche Opfer er bringt um zu gewinnen, nicht wie viele Liter Blut er verliert.
Um es mal in Serien auszudrücken: "Berlin Station" ist für mich spannender als "Mission Impossible". Diese Interessen erfordern m.E. einfach andere Werkzeuge. D&D kann das nicht, was ich gerade spielen möchte; soll das nicht können. Aber es gibt Werkzeuge die können das. Und das Zeug spiele ich dann. Und das ist dann ein deutlich anderer Spaß als D&D3 damals. Verhält sich aber zu DVD-gucken so wie sich D&D3 zu den Conanfilmen mit Arnold verhält: Man erkennt schon was wieder, aber ist doch deutlich was anderes. Im Idealfall auch besser.
@Althair: Metaebene/Verhandlung. Das halte ich - auch nachdem ich jetzt nochmal wieder in deutlich traditionelleren Runden gesessen habe - für eine Illusion. Es gibt im Rollenspiel eine Ebene "Was will mein Charakter erreichen" und eine Ebene "Regeln, die ich dazu beachten muss". Ob du jetzt ein Feat mit begrenzt häufiger Nutzung aktivierst, ein Magic-Item mit 1/day, einen Zauberspruch oder einen Fatepunkt - du tust auf der Regelebene, was du (als Spieler) für sinnvoll erachtest, damit der PC die gewünschte Aussicht auf Erfolg hat. Zählt der Paladin die Zahl der Smites? Oder der Spieler? Konvertiert der Kleriker seine "Turn Undeads" in etwas anderes, oder der Spieler? In welcher Perspektive befindet man sich, wenn man seine Spellslots vor der Rast belegt? IC? Wohl nicht, wenn dem Spieler klar sein muss, dass jetzt gleich der Bossgegner kommt, weil es schon spät ist.
Und die Spielrealität wird im "klassischen Spiel" auch verhandelt, nur eben sehr ineffektiv, da man sich das nicht eingesteht und deshalb zumeist die Frageform wählt: "Ist da etwas, wo ich mich verstecken kann?" "Reicht der Schatten, um mich zu verstecken?" "Gibt mir die Säule Deckung?" "Ist der Boden glatt genug, dass ich einen Sturmangriff machen kann?" Das sind auch "Verhandlungen" mit dem SL zur Gestaltung der Realität und der Anwendung der Regeln. Der Spieler meldet seinen Wunsch an (ich will mich verstecken) und verhandelt mit dem SL, wo auf der Karte das geht. Davon ist nix IC und es verschlingt (weil man ja "Fragen" muss) unglaublich viel Zeit und wirkt gegenüber "verteilten Erzählrechten" sehr ungelenk - bei zumeist identischem Ergebnis. In meinen besten Runden finden diese Verhandlungen nonverbal statt und stören daher das Spielgeschehen nicht. Hat man das mal erlernt, merkt man erst, wie großartig das ist.