Mir geht es da weniger um den Verlust von "Gefühl" (je nachdem was ich spiele, kann ganz unterschiedliches Material das "richtige" Gefühl vermitteln - Papier, Bleistift und Würfel sind für mich nicht das Alpha und Omega des Rollenspiels in dieser Hinsicht), als vielmehr um den möglichen Verlust von Einflußnahme.
Interessant an vielen Rollenspielsystemen ist in meinen Augen ja auch gerade die Möglichkeit, Regeln "kreativ anzuwenden". Ad hoc Modifikatoren zu vergeben. Aus dem Stehgreif Regelungen zu improvisieren. Unvorhergesehenes zu tun oder darauf zu reagieren.
Wenn ich nun die Regeln in eine Black Box (die App) stecke, beraube ich mich solcher Einflußmöglichkeiten.
Dieses Risiko ist in meinen Augen um so größer, je mehr ich mich bei der Gestaltung der so versteckten Regeln von Computerspielen (die ja bereits limitiert sind) oder aber auch von "klassischen" Regelwerken (die ohne die Möglichkeit zur Interpretation/kreativen Anwendung noch limitierter sind) leiten lasse.
An ein "gutes" App-Regelwerk müssten daher ganz andere Anforderungen gestellt werden.
Ein ganz simpler Ansatz, der mir selbst dabei seit einiger Zeit vorschwebt (reine Theorie allerdings, da ich weder die Intention noch die technischen Fähigkeiten habe, das durchzuentwickeln), wäre zum Beispiel ganz massiv auf Ressourcenverwaltung zu setzen. Ressourcengetriebene Regeln stoßen in der Papiervariante meiner Erfahrung nach nämlich schnell an ein Limit, was die Menge der Ressourcen und deren Kategorien angeht. Auch ein Computer macht dies nicht unbedingt einfacher zu bedienen - es sei denn wir hätten eine daraufhin optimierte App.
Was dann mit den Ressourcen gemacht wird, wie viele eingesetzt werden, und so weiter, das ließe sich ja immer noch frei am Tisch improvisieren (oder nach festen Regeln abhandeln). Die Abakus-App unterstützt dies dabei, indem sie die Buchführung erleichtert und so die Grenzen des Papierbogens (oder der Tokens) zu durchbrechen hilft - ohne dabei alles in der Black Box verschwinden zu lassen.
mfG
jdw