Autor Thema: [Zornhau Schreibt ...] Veralten Rollenspiele?  (Gelesen 4758 mal)

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Offline Zornhau

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[Zornhau Schreibt ...] Veralten Rollenspiele?
« am: 01. Juni 2014, 19:04:32 »
Veralten Rollenspiele?
Nachdem ich es für möglich halte, daß zu diesem Thema Diskussionsbedarf besteht, mache ich mal wieder einen Thread hier auf.

Offline blut_und_glas

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Re: [Zornhau Schreibt ...] Veralten Rollenspiele?
« Antwort #1 am: 01. Juni 2014, 19:48:30 »
Ich reihe mich bei "nein, sie veralten nicht" ein.

Aber ich lege dabei auch die von dir gleich zu Anfang mit angeführte Idee von "sie können immernoch gespielt werden" als das für mich ausschlaggebende Kriterium zu Grunde.

Die folgedenen Überlegungen mögen zutreffen (mir sind das im Moment zu viele Einzelthemen, um mich ihnen hier im Forum wirklich zu widmen), und wenn sie zur Grundlage gemacht werden sollen, ob es ein Veralten von Rollenspielen gibt/geben kann, dann sieht die Sache vielleicht anders aus, aber für mein eigenes Erleben am Spieltisch spielen solche Faktoren keine besondere Rolle.

Das wiederum hat vielleicht mit  einer der hervorgehobenen Aussagen gegen Ende des Artikels zu tun:

Zitat
Man findet als Spielleiter für alte Rollenspiele oft keine Mitspieler.

Man findet als Spieler mit Interesse an alten Rollenspielen oft keine Spielleiter.

Gerade diese Problematik kann ich zwar nachvollziehen, aber kenne sie nicht wirklich aus der eigenen Erfahrung, da meine "Suchrichtung" schon immer die andere gewesen ist. Ich suche keine Spieler für ein bestimmtes Spiel. Ich suche Spiele für bestimmte Spieler.
Der ganz reale "Leidensdruck" ein Spiel nicht spielen zu können, weil es "veraltet" ist (oder aus was für anderen Gründen auch immer), bleibt mir deshalb irgendwie fremd.

Schöne Interpretation des Karnevalsthemas auf jeden Fall! :)

mfG
jdw
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Offline BoyScout

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Re: [Zornhau Schreibt ...] Veralten Rollenspiele?
« Antwort #2 am: 01. Juni 2014, 20:13:43 »
für mich, der Rollenspiele als Werkzeug sieht, sind sie für sich genommen keinem Alterungsprozess unterworfen, jedoch einem Entwicklungaprozess. Ich kann auch heute noch Feuer mit einem Faustkeil und Feuerstein machen, aber mit einem Feuerzeug geht's eben doch leichter. Und das geht vielen Leuten so.

Jetzt könnte man verlauten, dass OD&D der Faustkeil des Rollenspiels wäre und was danach kam, wäre besser. Ironischerweise wurden aber gerade in OD&D noch viele, vernünftige Überlegungen getätigt und umgesetzt, auf die man hätte aufbauen können. Was, wie wir alle wissen, aber leider nur selten getan wurde. Stattdessen wurde wild in alle möglichen Sackgassen entwickelt, über Hyper-Realismus bis Erzählrechte-Schmonzette. So bleiben die ersten RPG-Inkarnationen noch erschreckend modern, einfach aus Mangel an Weiterentwicklung.
Quintessenz: Theoretisch müssten sich viele RPGs mit der Zeit überholt haben. Da diese Evolution beim RPG nach dem "Viele Köche verderben den Brei" - Prinzip aber (noch?) nicht geschehen ist, bleiben sie nach wie vor nutzbar (was auch immer man darunter versteht).

das ganze organisatorische Nebenher - finde ich Spieler? wie groß ist die Community? etc. - sind natürlich reale Probleme, die etwas mit Zeitgeschehen zu tun haben, für mich aber nicht zum Alterungsprozess des Rollenspiels an sich gehören. Zumal dies dann wiederum Modetrends unterworfen ist und altes auf einmal wieder neuer Shice ist (siehe Old-School-Renaissance).
« Letzte Änderung: 01. Juni 2014, 20:32:38 von BoyScout »

Offline Andreas (RPGnosis)

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Re: [Zornhau Schreibt ...] Veralten Rollenspiele?
« Antwort #3 am: 02. Juni 2014, 09:26:13 »
In der Hinsicht sehe ich Rollenspiele wie Computerspiele - man kann schon heute nochmal eins rauskramen, das vor zwanzig Jahren total top war, aber gemessen an heutigen Maßstäben ist's meist nicht nur grausig anzusehen, sondern auch so zu spielen. Auch wenn alte Dinger oft Meilensteine gesetzt haben und für ihre Zeit innovativ waren - ein großer Teil der guten Erinnerungen an sie sind eben verklärte Erinnerungen, die auch mit den eigenen, damals anderen Ansprüchen und nicht vorhandenen Alternativen zu tun haben. Man kann einen Ford T als Oldtimer schätzen - aber ein Gefährt für die heutigen Ansprüche wird er nie werden.
Es mag Ausnahmen geben, aber das sind sicher nicht viele.
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Offline Merimac

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Re: [Zornhau Schreibt ...] Veralten Rollenspiele?
« Antwort #4 am: 02. Juni 2014, 11:54:04 »
Der Blick auf andere Formen wie Computer- oder Brettspiel ist bei dieser Diskussion sicherlich nicht falsch, da es dort ja ähnliche Alterungsprozesse gibt. Gerade im Bereich der Computerspiele ist ja oft die Präsentation das Merkmal, das die potentielle Kundschaft neugierig macht, und die Parallele zu Rollenspielen via Kickstarter hat Zornhau ja ausführlich angesprochen. Gerade die Optik ist meiner Meinung nach aber der Punkt, bei der ein Spiel - egal in welchem Medium - am schnellsten altert, so dass die eigentliche Kernfrage doch ist: Handelt es sich weiterhin um ein gutes Spiel und macht auch heute noch Spass?

Und so gibt es gerade im Bereich Computerspiele genügend Beispiele, die nie eine erstklassige Optik nötig hatten, wie etwa Tetris. Leider hat Alexei Paschitnows simplistischer Klassiker nicht wirklich ein Äquivalent im PnP-Rollenspielbereich, schon gar nicht aus den späten 80ern, so dass die Übertragung dieser Beispiele zugegeben schwierig ist.
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Offline Zornhau

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Re: [Zornhau Schreibt ...] Veralten Rollenspiele?
« Antwort #5 am: 02. Juni 2014, 13:01:48 »
Und so gibt es gerade im Bereich Computerspiele genügend Beispiele, die nie eine erstklassige Optik nötig hatten, wie etwa Tetris. Leider hat Alexei Paschitnows simplistischer Klassiker nicht wirklich ein Äquivalent im PnP-Rollenspielbereich, schon gar nicht aus den späten 80ern, so dass die Übertragung dieser Beispiele zugegeben schwierig ist.
Nun, wenn es auch 1993 tut, dann wäre wohl Risus DAS Beispiel für einen "simplistischen Klassiker" im Pen&Paper-Rollenspiel.

Offline Merimac

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Re: [Zornhau Schreibt ...] Veralten Rollenspiele?
« Antwort #6 am: 02. Juni 2014, 13:25:35 »
Nun, wenn es auch 1993 tut, dann wäre wohl Risus DAS Beispiel für einen "simplistischen Klassiker" im Pen&Paper-Rollenspiel.
DAS ist wirklich ein gutes Beispiel! Ich hatte gar nicht vor Augen, das es schon so viele Jahre auf dem Buckel hat...
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Offline BoyScout

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Re: [Zornhau Schreibt ...] Veralten Rollenspiele?
« Antwort #7 am: 02. Juni 2014, 19:23:10 »
Ja hat es. Und es hat ja auch schon fast alle vorweggenommen, was dann erst 10+ Jahre in anderen Indie-Titeln "entdeckt" wurde. Wo wir wieder beim Punkt Entwicklung wären.

Die Optik ist wohl wirklich der Hauptgrund, warum ein Medium in späteren Zeiten genutzt wird oder nicht (auch Trivialromane verkaufen sich zum Guten Teil über die Cover). Dann natürlich die Nutzbarkeit, das hat Zornhau ja alles schon angesprochen.

Aber viele Dinge dabei sind halt Mode - reines Kunden blenden - und es spricht nichts dagegen, warum bestimmte Elemente später nicht wieder auftauchen können. TIE-Fighter oder Fate of Atlantis z.B. sind für mich zeitlos gute Computerspiele. Da kann man nicht viel verbessern.
Solche Modeerscheinungen zähle ich nicht zu Alterungsprozessen - ganz extrem bei der Kleidungsmode - sondern wirklich nur dort, wo ein klarer FORTSCHRITT zu erkennen ist. So wäre RPG mit der Erfindung des Rades gleichzusetzen. Ein riesiger Sprung und ist von der Idee her perfekt und lässt sich daher kaum noch verbessern, geschieht aber bis heute noch im kleinen Rahmen... nur, dass RPG halt erst beim Holzrad ist.


« Letzte Änderung: 02. Juni 2014, 19:27:35 von BoyScout »