Ich sehe das etwas anders: Nicht der Spielleiter ist der Gegenspieler, sondern das Spiel selbst (wie in modernen Koop-Spielen). Der Punkt ist nur, dass das Spiel sich ständig anpasst durch die Spielhandlungen des SL entsteht und sich entwickelt. Aber auch der SL ist nicht ganz frei, er könnte eben nicht alles. Die Selbstbeschränkungen sind ja dann nicht mehr reine Gnade, sobald bestimmte Prinzipien oder Prämissen aufstellt und diese konsequent durchzieht. Klassisches Beispiel sind wohl Plausibilitätsentscheidungen, bei denen zwischen mehreren verschiedenen möglichen Varianten durch einen Würfelwurf entschieden wird (in der Höhle in diesem Terrain könnte ein Bär leben, aber auch junger grüner Drache, mal schauen). Und natürlich gibt es auch die Variante, fremde Abenteuer (z.B. gekaufte) zu spielleiten und so die Umweltentscheidungen abgenommen bekommen zu haben. Eine universelle SL-Theorie muss ja mitberücksichtigen, dass man nicht nur eigene Abenteuer spielleitet. Ich sehe den Spielleiter eher als Medium.
Im Detail hat der Spielleiter natürlich auch einen Einfluss auf den Herausforderungsgrad, z.B. in der Frage, wie taktisch klug er sich im Kampf verhält oder wie gut er die Regeln beherrscht bzw. das Spiel insgesamt. In D&D3f sich blöd anstellen und die falschen Fähigkeiten zur falschen Zeit casten und schon kann die Herausforderung ein Witz werden.
Umgekehrt wechseln die Herausforderungen für den SL, je nachdem, in welche Rolle er schlüpft. Wenn er im Kampf gerade den Bösewicht spielt, ist die Herausforderung für ihn natürlich, die Spieler zu besiegen. Insgesamt ist das Spiel des Spielleiters aber, so mein Eindruck, weniger herausforderungslastig. Ich habe Spielspaßgewinn als SL aber auch nicht aus dem Überwinden von Herausforderungen (obwohl ich mich natürlich ärgere, wenn ein NSC von dem ich mir viel versprochen habe von den SC zu schnell gefällt wird). Ich erfreue mich eher an dem Geschick der Spieler, wenn sie sich klug anstellen, so wie man ja auch im Sport eine gegnerische Leistung wertschätzen kann (ob des Gegenspielers oder auch als Fan die des gegnerischen Teams - man denke nur an die selten auftretenden Momente im Fußballstadion, in denen die Heim-Fans auf einmal anfangen, die Gastmannschaft anzufeuern, wenn das eigene Team sich wie Idioten aufführt).