Guter, erster Artikel. Finde diese Sachen aus der fremden Perspektive auch interssant zu lesen. Bis auf die Schlussfolgerung stimme ich dem zu. Ich werde allerdings nicht mein Spielweise gegenüber anderen herabsetzen. Ich bin zu Kompromissen bereit, aber wenn die Zukunft von RPG so aussieht (manche nennen es Golden Age, andere Endzeit), dann werde ich irgendwann aussteigen.
Muss ich aber zum Glück nicht, da ich noch genug Gleichgesinnte kenne und auch neue Spieler beim Leiten von der settingzentrierten (im Gegensatz zur charakterzentrierten) Spielweise überzeugen konnte.
Zudem ist Charakterdarstellung nicht für alle die Hauptspaßquelle, dass muss man auch Mal zur Kenntnis nehmen. Was mich zum zweiten Artikel bringt.
Ja, mit diesem Einwand habe ich gerechnet, als ich den Satz schrieb.
Und bei Critical Role nimmt ja die Charakterdarstellung auch recht viel Zeit ein, trotzdem sind auch da die Charaktere eher nicht nuanciert und komplex, sondern eher pointiert, was ja genau mein Punkt war. Dein Charakter streitet sich um Aufmerksamkeit mit sehr vielen anderen Dingen.[...] Wenn ich da etwas nuanciertes und komplexes machen will, dann bin ich in einem Quasi-Freiform-Kammerspiel mit 3-4 SCs besser aufgehoben, als in einem D&D-Adventure mit 5-6 SCs.
Mir ist noch nicht ganz klar, was du eigentlich willst. Du möchtest kein oberflächliches Charakterspiel, aber nuanciertes hälst du auch nicht für machbar in D&D.
Bei mir ist angekommen: du môchtest oberflächliches Charakterspiel aber nicht aus Selbstzweck, sondern mit Konflikten.
Dem kann ich was abgewinnen.
Erstmal, weil die meisten Leute (so wie ich) überhaupt nicht fähig sind, ein nuanciertes Charakterspiel zu betreiben, und weil man Konflikte gut ins Game einpflegen kann, sogar in Kämpfe.
Beim Weg dahin geht es zwischen uns dann wieder total auseinander. Ich habe z.b. die Erfahrung gemacht, dass selbst Bennies unsere Spielrunden hoffnungslos überfordern. De Fakto spielten wir immer ohne. Dann versuchten wir ausgerechnet Cortex Plus, das bis zum Rand vollgestopft ist mit charakterzentrierten Regeln. Wurde alles ignoriert.
Der Grund dafür ist, imho, dass diese Regeln einem intuitiven Spiel im Weg stehen. Entweder richte ich meine Aufmerksamkeit auf die Regeln oder auf das Spiel. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich bei Cortex+ minutenlang über das halbe Dutzend Trigger brütete, während im Hintergrund das Spiel weiterlief. Deswegen hat D&D eine Anziehungskraft fûr Möchtegernschauspieler: Es gibt keine Regeln, die dem Charakterspiel im Weg stehen.
Es ist das Gleiche, wie beim Kampf. Wenn dieser überladen ist mit Regeln und 2-3 Stunden dauert, ist das für mich unfassbar öde, das schalte ich RPG technisch komplett ab. Dank Hand heute kein großes Problem mehr ;-)
Allein schon Sozialskills halte ich für problematisch. Insgesamt fahre ich beim Charakterausspielen einen Minimalansatz.